Pressearbeit in der staden Zeit

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Pressearbeit in der Ferienzeit. Campingbus mit Zelt. Davor Kinder auf Gokarts auf Wiese.

Für alle Nicht-Bayern: Als stade Zeit bezeichnet man gemeinhin die Weihnachtszeit. Stad bedeutet still. Wann diese Jahresphase jemals ruhig war, muss ganz lange her sein. Vielleicht im Jahr eins nach Christi Geburt. Da könnte die Weihnachtszeit tatsächlich stad gewesen sein. Dennoch, es gibt sie, die stille Zeit: Wenn Deutschland in die Sommerferien geht, wird es still in den PR-Stuben.

Es beginnt erst langsam

Den Reigen der Schulferien haben Sachsen und Thüringen bereits Mitte Juni eröffnet, das Schlusslicht sind die Bayern. Der 9. September ist der letzte Ferientag. In Summe ist Deutschland rund drei Monate gefühlt verwaist. Sogar manche Autobahnen sind so leer, dass sie eine Ölkrise vermuten lassen.
Beim Anblick der Out-of-Office-Meldungen nach dem Versand einer Pressemitteilung, ahnt man bang: Da ist niemand mehr. Man sieht vor dem geistigen Auge penibel aufgeräumte Schreibtische. Eine Volontärin kauert vor dem Bildschirm und kämpft mit dem überquellenden redaktion@-Postfach. Die Leberkäs-Semmel ist schon kalt. Im Sekundentakt ploppen und pingen die Meilenstein-Meldungen der führenden Anbieter von Irgendwas ein. Zum Glück hat ihr die Redakteurin noch eine Liste in die Hand gedrückt: „Nimm die wichtigen Marken, die hab‘ ich dir hier aufgeschrieben. Und wenn bei ner Meldung ein Bild dabei ist, super, dann stell die Info online. Weißt ja, wie das geht. Ich wünsch dir eine gute Zeit. Bis dann also in drei Wochen. Tschöho.“ Sprach’s und verschwand.

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Die Rolle des CEO in der Pressearbeit

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CEO-Interview Begruessung

Die Aufgaben des Top-Managements, also Chief Executive Officer, Vorständin oder Vorstand, Geschäftsführerin oder Geschäftsführer, innerhalb des Unternehmens sind klar, und auch in der internen Kommunikation ist die Rolle geregelt: Als Identifikationsfigur hält sie oder er den Laden zusammen, sorgt für leidenschaftliches Engagement seiner Mitarbeitenden oder für scharenweise Wechselwillige. Unter seiner Führung weiß jede und jeder, was zu tun ist und wohin sich das Unternehmen bewegt. Der Erfolgsgrad der Unternehmensführung gemäß Personalmanagement ist, mit einigen Abstrichen, auf Kununu nachzulesen. In der Außenkommunikation und hier im speziellen in der Pressearbeit hat der Auftritt des CEO noch mehr Gewicht. Die Rezipienten sind Kunden, potenzielle Kunden, Geschäftspartner, Zulieferer, Marktbeobachter, Investoren und Groß- und Kleinanleger. (Im Folgenden fasse ich Unternehmenslenker der Kürze wegen unter dem Sammelbegriff CEO zusammen.)

Was bewirken Pressegespräche?

Vertrauen: Marken sind abstrakt, Unternehmen nicht greifbar. Doch dabei ist die wichtigste Währung für Unternehmen das Vertrauen in Stand und Zukunft der Firma. Der CEO ist das Gesicht und die Stimme des Unternehmens, ein Mensch, greifbar, einschätzbar, glaubhaft, Diskussionspartner und damit unabdingbar in der Pressearbeit. Niemand sonst im Unternehmen kann die Geschäftsstrategie überzeugender darlegen.

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Fachmedien leben – vor allem in der B2B-Nische

Rauchende Fabrikschlote vor Abendhimmel

Bei vibrio halten wir schon seit der Gründung, also seit 30 Jahren, die Fachmedien hoch. Waren IT und Internet zunächst eine Nische, hat die Digitalisierung mittlerweile alle Lebens- und Arbeitsbereiche erreicht. Trotz (oder wegen?) Web, SEO und Social Media stemmt sich eine Nische an Medientiteln gegen den allgemeinen Abwärtstrend der Verlagsbranche. Wobei bestenfalls die etablierte Fachzeitschrift der „Print-Arm“ und „Markenpate“ ist und Internetauftritt, Social Media, Newsletter und manchmal sogar App, das Angebot erweitern. Und diese Nische befindet sich im B2B. Eine Zielgruppe, die Informationen aus der Branche und für die Branche braucht.

Wo Entscheider natürlich auch auf LinkedIn unterwegs sind, aber viel weniger auf Instagram, TikTok oder gar Twitter, Bluesky oder Mastodon. Auch wenn die sozialen Medien immer weniger sozial werden, so pflegt man dort doch eher Kontakte, als dass man harte Fakten und Informationen austauscht. Dafür gibt es zum Glück noch die Fachmedien. An der Stelle möchte ich beispielhaft drei hervorheben, die mir in letzter Zeit im Tagesgeschäft untergekommen sind.

Unter Strom: das Fachmedium Ew Energiewirtschaft

Laut Eigenbeschreibung veröffentlicht die Publikation 450 Fachbeiträge pro Jahr, erreicht auf Social Media mehr als 5.000 Follower und versendet 12 Newsletter pro Jahr.

Wer jetzt meint, das sei wenig, dem sei gesagt, dass laut der aktuellsten Veröffentlichung des BSI nur 499 Unternehmen der Energiewirtschaft in den KRITIS-Sektor fallen, also zur kritischen Infrastruktur zählen. Rein rechnerisch erreichen man mit einer Veröffentlichung in den Social-Media-Kanälen der Energiewirtschaft also zehn Mitarbeiter in jedem KRITIS-Unternehmen im Energiebereich. Oder, wenn man alle mittelständischen und großen Unternehmen der Energieversorgungsbranche nimmt, immerhin noch durchschnittlich fast zwei pro Unternehmen.

Und wer meint, das reicht noch nicht, der muss wissen, dass der Verlag die ganze Wertschöfpungskette der Energiebranche mit seinen „Energiefachmagazinen“ abdeckt: netzpraxis, Sonne Wind & Wärme, et, EUROHEAT&POWER, Steuern der Energiewirtschaft. Die Webadresse ist natürlich Programm: www.energie.de, dort werden die Informationen aus allen Fachpublikationen gebündelt. Damit sollte sich ein Großteil der knapp 28.000 Energieversorgungsunternehmen in Deutschland erreichen lassen, davon sind allerdings mehr als die Hälfte Kleinstunternehmen.

Fun Fact am Rande, die Fachzeitschrift erscheint fast seit 125 Jahren – das ist zwar kein Garant für die nächsten 125 Jahre, aber sicherlich kein schlechter Hinweis auf die Innovationsfähigkeit des Verlags.

Umfassend aufgestellt und seit 125 Jahren am Markt: Fachmedium ew energiewirtschaft.
Umfassend aufgestellt und seit 125 Jahren am Markt: Fachmedium ew energiewirtschaft. (Quelle: https://www.media2b.de/fileadmin/mediadaten/ew_mediadaten_2024.pdf)

Auch Ihr Unternehmen möchte bei Entscheidern der Energiewirtschaft sichtbar werden, dann melden Sie sich bei uns, denn wir pflegen nicht nur zu den Publikationen des VDE Verlags einen guten Draht.

Entscheider über Milliarden lesen das Fachmedium: der gemeinderat

Eine andere Branche, aber für Anbieter von Investitionsgütern, also B2B, nicht minder interessant, sind Kommunen, egal, ob Sie Schneepflüge, Kommunikationslösungen oder Arbeitsbekleidung verkaufen. Der Kuchen, den die Kommunen zu verteilen haben, ist enorm: 43,1 Milliarden Euro wollten sie im Jahr 2023 ausgeben, ermittelte die KfW.

Insgesamt 90.000 Entscheider in Städten, Gemeinden und öffentlichen Einrichtungen erreicht die Fachzeitschrift der gemeinderat nach eigenen Angaben. Die verbreitete Auflage, also die Zahl der tatsächlich versandten, gedruckten Exemplare, liegt bei 11.800. Das würde bedeuten, dass jedes Exemplar von fast acht Ansprechpersonen gelesen wird (zum Vergleich: bei der Zeitung mit den großen Buchstaben geht man davon aus, dass jedes Exemplar „nur“ vier Mal gelesen wird).

Auch hier ein Vergleich mit der Größe der Branche: Laut Statista gibt es in Deutschland 10.787 Kommunen, umgerechnet könnte man sagen, dass die Fachzeitschrift der gemeinderat in jeder Kommune mindestens einmal verfügbar ist. Oder auf die Reichweite umgerechnet, dass jedes Exemplar in jeder Kommune rund acht Leser findet. So mag die Auflagenzahl erstmal niedrig erscheinen, aber beim Blick in die Branche zeigt sich schnell, dass die Trefferquote recht hoch und die Streuverluste ziemlich niedrig sein dürften.

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Die Online-Präsenz von der gemeinderat nennt sich treffpunkt-kommune und bezeichnet sich als „Serviceportal für kommunale Entscheider“. Hier werden die aktuellen Informationen der Publikation erweitert um eine Rechtssprechungsdatenbank, Anbieterverzeichnis sowie Studien und Hintergrundinformationen. Für das Portal werden 35.000 Page Impressions und 15.000 Nutzer pro Monat genannt (also rein rechnerisch ist jede Kommune mehr als einmal pro Monat auf der Seite).

Fun Fact am Rande, die Fachzeitschrift der gemeinderat erscheint seit 65 Jahren.

90.000 Entscheider in Kommunen lesen das Fachmedium der gemeinderat, ergänzt um eine umfangreiches Online-Service-Portal.
90.000 Entscheider in Kommunen lesen das Fachmedium der gemeinderat, ergänzt um eine umfangreiches Online-Service-Portal. (Quelle: www.treffpunkt-kommune.de)

Wenn Sie also Ihre Produkte, Lösungen und Services bei Kommunen bekannt machen wollen, melden Sie sich bei uns, wir kennen neben dem gemeinderat auch noch weitere Medien, die kommunale Entscheider adressieren.

Fachmedium für die Nische in Deutschlands Vorzeigebranche: it&production

Und zum Schluss noch ein Zahlenspiel mit einer Fachzeitschrift für die Fertigungsindustrie: it&production. Obwohl es hier deutlich schwieriger wird, die Bedeutung der Publikation anhand der Zahlen herauszustellen. Denn schon die Statistik für die Fertigungsindustrie ist nicht so klar, wie bei den oben behandelten Branchen. Einerseits ist das Problem der hohen Spreizung, so entfallen auf die Automobil- und Zulieferindustrie sehr viele Beschäftigte bei wenigen Unternehmen, während es eine Vielzahl von Unternehmen in der Größe zwischen 50 und 500 Mitarbeitern gibt. Laut statista waren 2023 in Deutschland 8,1 Millionen Beschäftigte im verarbeitenden Gewerbe tätig.

Geht man davon aus, dass 80 Prozent davon als sogenannte Blue-Collar-Arbeiter beschäftigt sind, also direkt in der Fertigung, bleiben 1,6 Millionen White-Collar-Beschäftigte. Und von denen muss man nun noch einen erheblichen Prozentsatz für die reine Administration, außerhalb der Entscheiderebene abziehen, gehen wir mal von der Hälfte aus, da ich keine belastbaren Zahlen gefunden habe, bleiben also rund 800.000 Entscheider. Wie viele davon dürften sich nun für IT und Produktion, in dem Themenzusammenhang der Fachzeitschrift interessieren? Vermutlich auch nur ein Bruchteil.

Die Auflage von it&production liegt bei mehr als 20.000 (davon knapp 4.000 E-Magazine), übrigens von der ivw geprüft. Auch wenn das im Vergleich zur Gesamtzahl der Beschäftigten und Fertigungsbetriebe eher niedrig aussieht, dürfte die Wahrscheinlichkeit hoch sein, einen Großteil derer zu erreichen, die genau an der Schnittstelle zwischen IT und Produktion wichtig sind. Wer seine Zielgruppe genau spezifizieren kann, ist im Vorteil, denn wenn dieser Titel nicht passt, bietet der Tedo-Verlag noch über 20 andere Titel, die alle Spezialbereiche der Fertigungsindustrie abdecken, von Robotik, über Künstliche Intelligenz bis hin zur Industriekommunikation und IoT.

Insgesamt erreichen die Publikationen des tedo Verlags Off- und Online damit 11,2 Millionen Kontakte pro Jahr. Da sollte für jede noch so kleine Nische der Fertigungsbranche die richtige Publikation darunter sein. Ergänzt wird das Angebot Online noch um eine News-App und eine Anbieter-Plattform.

Fachwissen, für diejenigen, die in der Fertigungsindustrie an der Schnittestelle zwischen IT und Produktion arbeiten.
Fachwissen, für diejenigen, die in der Fertigungsindustrie an der Schnittestelle zwischen IT und Produktion arbeiten. (Quelle: tedo.link/itp-mediadaten-2024)

Natürlich gibt es neben der it&production nicht nur im Tedo-Verlag noch zahlreiche andere Publikationen, die wir in unserer Datenbank personalisiert (und natürlich DSGVO-konform) gespeichert haben. Sprechen Sie uns an, wenn Ihre Zielgruppen damit erreicht werden sollen.

Und nun das Kleingedruckte

Natürlich ist mir bewusst, dass diese Rechnungen nicht hieb- und stichfest sind. Ich wollte lediglich verdeutlichen, dass Auflagenzahlen und Reichweiten keine absoluten Werte sind, sondern immer in Relation gesetzt werden müssen. Nur so kann ein Medium oder Kanal sinnvoll bewertet werden – nicht die schiere Masse macht es, sondern die Zielgenauigkeit. vibrio empfiehlt neben der redaktionellen Platzierung, immer auch zu prüfen, welche weiteren Medienkooperationen interessant sein könnten. Neben der klassischen, gedruckten Anzeigenwerbung gibt es mittlerweile viele Formate, auch an der Schnittstelle zur Redaktion, in die sich Investitionen lohnen und die von Lead Generierung mit Inbound Marketing bis zu Awareness-Steigerung reichen. Gerne vermitteln wir hier auf Basis der Anforderungen lohnenswerte Möglichkeiten, die auch etwas abseits der offiziellen Werbemaßnahmen liegen. Fragen Sie uns einfach.

Und ganz zum Schluss: die Angaben zu Auflagenzahlen usw. stammen alle von den Verlagen selbst. Die Statistiken habe ich mir von perplexity.ai heraussuchen lassen und im Falle von Ungereimtheiten, nochmal direkt an der angegeben Quelle geprüft. Der Text ist komplett manuell entstanden, Tipp- und Denkfehler können also nicht der Künstlichen Intelligenz sondern nur meiner angelastet werden.

Quellennachweis: Titelfoto von Foto von Sam Bark auf Unsplash; alle anderen Abbildungen von den jeweiligen Verlagen, angegeben in der Bildunterschrift.

Von Twitter über Mastodon zu BlueSky und Threads – und zurück?

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Seifenblasen von einem blonden Mädchen, das unscharf im Hintergrund zu erkennen ist.

Terroranschläge, Todesfälle, Tourneestarts, Tore und Turniere, Trash-Stars, Trump – alles was wichtig war, passiert(e) in Echtzeit auf Twitter. Doch schon vor der Übernahme durch den erratischen Milliardär Elon Musk wurde man das Gefühl nicht los, dass sich Twitter vom „Kurznachrichtendienst“, so die Bezeichnung der Tagesschau, zur Propagandaschleuder wandelte. Obwohl ein „Dienst“ in dem Sinne, dass jemand einen Service leistete, war Twitter nie, es gab keine Redaktion und später höchstens Mal sogenannte teilautomatisierte Moderation, um strafrechtlich Relevantes auszufiltern. Es war eigentlich mehr eine unkuratierte „Quellenplattform“ für Nachrichtenjournalisten. Deshalb stellt sich jetzt die Frage nach einem würdigen Nachfolger für Twitter: Mastodon, BlueSky oder Threads, oder doch bei X (vormals Twitter) bleiben.

Es war einmal

Redakteuren bei seriösen und ernst zu nehmenden Medien oblag es bei Tweets, nachzuprüfen, ob das, was Augenzeugen oder Propagandisten übermittelten, der Wahrheit entsprach und danach eventuell eine „echte Meldung“ daraus zu machen. So entstand eine Newsschleuder für alle, die im Nachrichtengeschäft mitmischen: Journalisten, Politiker, CEOs und Unternehmenssprecher, Lobbyverbände, Aktivisten, Pressesprecher und -Stellen von Behörden und Organisationen. Es gab eine Zeit, bevor der Algorithmus dominierend wurde, da habe ich alle Nachrichten schon ein bis zwei Tage vorher erfahren, weil ich die richtige Mischung an Gefolgten in der Twitter-Timeline hatte. Bei Breaking News (aka Terrorismus, Tod, Unfälle) hatte ich immerhin noch ein bis zwei Stunden Vorsprung – dabei steht die Frage, wofür eigentlich, auf einem anderen Blatt; immer verglichen mit traditionellen Medien wie einer Zeitungsredaktion oder den Abendnachrichten im Fernsehen.

Blasenbildung

In dem Maße, in dem der Algorithmus Twitter kuratierte, entstanden die Blasen. Immer mehr vom Gleichen, immer Extremeres vom Gleichen. Warum? Das Ziel: Die Klientel halten so lange wie nur möglich auf der Plattform halten, denn längere Verweildauer verspricht höhere Werbeerlöse. Man drehte sich im Kreis, Aktualität war plötzlich nicht mehr so wichtig, die chronologische individuelle Timeline wurde zurückgedrängt. Zusätzlichen Schwung erhielten die Blasen noch von Trump oder Musk, die mit populistischen Tweets die Stimmung in ihrer Fanbase anheizten und damit dem Algorithmus Beliebtheit vorgaukelten, der dann wieder für eine Vervielfältigung sorgte. Nach der Übernahme von Twitter durch Musk wurde es dann zunehmend unerträglich.

Aus dem Quellendienst war eine Propagandaschleuder geworden. Es wurde immer schwieriger, echte News von Quatsch, Propaganda, Fake News und Lügen zu unterscheiden. Kurz gesagt: Twitter machte keinen Spaß mehr; der Stoff, den wir Nachrichtenjunkies bekamen, fühlte sich gestreckt und verwässert an. Ein schöner Text, der sehr realitätsbezogen dem alten Twitter „nachtrauert“, findet sich hier.

Man bleibt, wo alle sind

Aber: Es waren immer noch alle Wichtigen auf Twitter. Nur Wenige machten sich Anfangs auf den Weg, sich in neue Gefilde zu begeben. Deshalb wurde auf Mastodon und BlueSky nie die kritische Schwelle an Nachrichtenerzeugenden und -Erzählendenüberschritten, die Twitter obsolet machen würde. Dann kam Threads, das auf Basis von Instagram (von Meta), kurzfristig enorme Wachstumsraten hinlegte sowohl als Plattform als auch bei einzelnen Accounts. Für Nachrichtenjunkies war das aber zunächst nichts, denn durch die Kopplung an Insta schwappte nun der schöne Schein der Bilderwelten auch in den neuen Kurznachrichtendienst: Entertainment, oberflächlicher Smalltalk, Fotos im Standardchic, eindeutig zweideutige Posts usw.

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Bewegung in der Medienlandschaft: Neue Gattung „High-end“-Newsletter

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Mann hält brennende Zeitung im Querformat vor das Gesicht.

SZ, Tagespiegel, FAZ, Springer sowie die Publishing-Promis Gabor Steingart und Sebastian Turner sind dabei, eine neue Mediengatttung zu etablieren: Die von mir sogenannten High-end-Newsletter. Sie sollen exklusive Informationen aus den Vor- und Hinterzimmern der Macht und der Mächtigen bieten, für eine Zielgruppe, die bereit ist, dafür viel zu bezahlen. Wenn man als PR-Verantwortliche/r davon ausgeht, dass es sich dabei um wichtige Entscheider in Wirtschaft und Politik handelt, sind das neue Zielmedien, die erreicht werden müssen. Deshalb ist folgender Beitrag auch etwas länger geworden.

tl;dr: Mit den High-end-Zielgruppen wollen sich Verlagsunternehmen und Verlegerpersönlichkeiten neue Einnahmequellen in der Zielgruppe der Top-Entscheider erschließen, die sich teure Firmen- oder Behördenabos leisten können. Für die Presse- und Medienarbeit bedeutet der Journalismus, der abseits des Zeitschriftenkiosk und von öffentlich zugänglichen Online-Plattformen stattfindet, neue Herausforderungen.

Die Abwärtsspirale der klassischen Medien

Nachdem die Medienlandschaft drei Jahrhunderte von Zeitungen und Zeitschriften sowie ein Jahrhundert von linearem Radio und Fernsehen dominiert wurde, trifft sie der Wandel durch Digitalisierung und Internet wie viele andere Branchen auch. Brach Ende des letzten Jahrtausends noch Goldgräberstimmung aus und die Zahl der gedruckten Seiten erhöhte sich im sogenannten Dotcom-Boom, der ersten Internet-Blase, rasant, regiert nun Katzenjammer bei Verlagen und Verlegern, Journalisten und Publishern. Auch Netflix, Spotify und Co. fordern ihren Tribut bei den Einschaltquoten von Fernseh- und Hörfunksendern mit linearem Programm.

Ein Katzenjammer, der trotz KI und ihren Heilsversprechen, auch die PR-Branche trifft. Insbesondere da, wo man sich primär als erklärender Mittler zwischen Herstellern und Journalisten verstand, fehlen zunehmend die Journalisten. „Der Verlag hat mich freigestellt, Nachfolger kenne ich nicht.“ Ein Blick in die Datenbank zeigt, dass es für die Fachpublikation auch kein zweites Redaktionsmitglied gibt, lediglich ein Anzeigenleiter und Verlagsleiter werden noch angegeben. Ist das noch ernst zu nehmender oder gar wichtiger Journalismus?

Das, was man in Sonntagsreden der Verleger und Chefredakteure hört, ist doch nur noch blanke Theorie: Verstehen, Einordnen, Übersetzen, Bewerten. Selbst etablierte Medienhäuser tun sich abseits der nationalen Polit-Berichterstattung schwer damit und erst recht die kleinen Fachredaktionen trifft es besonders hart. Die Möglichkeit der Direktvermarktung der Produkte im Internet, sowohl von Konsum- als auch von Investitionsgütern, sind nahezu unendlich, so dass viele große und sehr große Werbekunden auf die Verlage und ihre Medien als Publikationsplattformen nicht mehr angewiesen sind. Die Anzeigen-Auflagen-Spirale kennt nur noch eine Richtung: abwärts.

Werbefinanzierter Journalismus hat es immer schwerer

Vor dem Hintergrund suchen Verlage und private Sendeanstalten verzweifelt nach neuen Einnahmequellen: Sei es als Seminar- und Event-Anbieter, Investitionen in Online-Shops, Dating-Plattformen oder gleich Beteiligungen an Herstellern von Produkten, die man dann wieder auf den eigenen Kanälen vermarkten kann. Innovationen im Kerngeschäft sind eher selten und fallen auch meistens in die Kategorie „klingt gut“ in Sonntagsreden, auf Journalismus-Festivals oder Barcamps. Sie überleben oft kaum den Praxistest oder müssen zum Überleben zusätzliche Spenden bei ihren Abonnenten einsammeln. Die Gleichung des werbefinanzierten Journalismus, dass sich Werbe- und Abokunden die Finanzierung teilen, geht nicht mehr auf, wenn eine der beiden Seiten nicht mehr liefert.

Investitionen gegen den Abwärtstrend: High-end-Newsletter

Deshalb bin ich umso gespannter, was aus dem derzeitigen Aufbruch der Medienbranche Richtung High-end-Newsletter wird – und welche Auswirkung dieser Trend für PR-Schaffende hat. Wir sind zwar hier kein kommunikationswissenschaftlicher Blog, dennoch muss erstmal geklärt werden über was wir gleich reden werden: Gemeint ist nicht der Standard-Newsletter wie ihn jede bessere Tageszeitung anbietet, der quasi eine kommentierte Link-Sammlung auf die mindestens täglich aktualisierten Online-Inhalte dieser Zeitung bietet. Diese gibt es zu unterschiedlichen Themen und in unterschiedlicher Ausprägung wie Sand am Meer: morgens, mittags, abends. Der Berliner Tagesspiegel ist für seinen Berlin-Newsletter „Checkpoint“ mehrfach ausgezeichnet worden und spielt seine lokale Kompetenz jetzt in Stadtteil-Newslettern aus. Die Süddeutsche Zeitung bietet sogar einen wöchentlichen Österreich-Newsletter und so weiter. Meistens ist das nicht personalisierte Abo dieser Newsletter kostenlos. Mittlerweile oft auch nutzlos, wie bei der Süddeutschen, wo die Links zunehmend auf die Paywall führen – was aber natürlich aus Verlagssicht nachvollziehbar ist, schließlich will man zahlende Abonnenten für die (Online-) Zeitungsinhalte gewinnen.

Firmen statt Privatleute als Abonnenten

Die von mir sogenannten High-end-Newsletter fangen gleich anders an und starten mit Abogebühren in niedriger dreistelliger Summe pro Monat (!), verglichen mit dem billigsten Digitalabo der Süddeutschen Zeitung von 99 Euro pro Jahr (2023). Aber ihre Zielgruppe ist auch nicht der gemeine Zeitungsleser. „Staatssekretäre, Lobbyisten und hochrangige Führungskräfte in der Wirtschaft“, nennt Florian Eder, der Leiter von „SZ Dossiers“, so wurde der High-end-Newsletter getauft, diese „recht eng zugeschnittene Gruppe“ im Gespräch mit der dpa.

In Etagen also, in denen es, anders als bei Otto Normalzeitungleser/in, scheinbar noch Geld zu holen gibt. Was spielen 1.500 Euro Abokosten pro Jahr schon für eine Rolle, wenn man damit den Wissensvorsprung erhält, der ein Millionen- oder gar Milliardengeschäft sichert oder die nächste Wiederwahl. Natürlich ist auch der Süddeutsche Verlag nicht als einziger auf die Idee mit den High-End-Newslettern gekommen. Der Tagesspiegel aus Berlin nennt sie „Background“ und bietet sie zu 8 verschiedenen Themenbereichen an (teilweise ergänzt um ein noch tieferes „Monitoring“ Letzteres informiert nach eigenen Angaben aus der Entscheidungsfindung auf Referentenebene in Ministerien und Behörden). Die Vermarktungsidee dürfte sich kaum von der bei der Süddeutschen unterscheiden.

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Ergebnisse einer Journalisten-Umfrage: Der Trend geht zu hybriden Pressekonferenzen

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hybride pressekonferenz

Immer mehr Stühle bei Pressekonferenzen bleiben leer. Journalist*innen kommen nicht mehr. Sie wollen sich online in Konferenzen einwählen. Sie kommen ja auch immer seltener in ihre Redaktionsbüros, sondern arbeiten von zuhause. Deshalb haben wir gemeinsam mit Lünendonk & Hossenfelder vor einigen Wochen eine Umfrage unter Medienvertretern zur Zukunft von Pressekonferenzen durchgeführt. Wir wollten wissen, welche Zukunft klassische Pressekonferenzen und Live-Veranstaltungen mit Medienvertretern künftig noch haben. Und wir wollten wissen, welche Zukunft klassische Redaktionsbesuche eigentlich noch haben: Macht es Sinn, Redakteur*innen für Interviews zu besuchen? Oder bevorzugen Medienvertreter vielleicht heute eher das Interview per Zoom, Teams oder Telefon? Und gibt es Unterschiede zwischen Journalist*innen von Print- und Online-Medien bei der Einschätzung von Online-Veranstaltungen und -Tools?

Die Ergebnisse sind spannend. Lesen Sie selbst:

Die Zukunft gehört hybriden Veranstaltungsformaten. Die alte Pressekonferenz ist tot.

Die klassische Pressekonferenz ist tot! Der Trend geht ganz eindeutig zu hybriden Veranstaltungsformaten. Journalist*innen wollen selbst entscheiden, ob sie zu einer Presseveranstaltung vor Ort kommen oder sich lieber per Video-Schalte einwählen wollen.

Die meisten der von uns befragten Journalist*innen bevorzugen heute schon Online-Konferenzen. Dies deckt sich mit unseren Erfahrungen. Auch ihre Erwartungshaltung für die Zukunft geht eindeutig in Richtung auf hybride oder Online-Events:

Interessant ist ein Blick auf die Herkunft der Medienvertreter: Freie Journalist*innen gehen noch vergleichsweise lieber auf Live-Events als ihre fest angestellten Kolleg*innen. Immerhin 40 Prozent der „Freien“ bevorzugen Präsenz-Veranstaltungen. Bei fest angestellten Journalist*innen in leitenden Funktionen sind es gerade mal 20 Prozent, bei sonstigen fest Angestellten gar nur 25 Prozent. Je weiter „oben“ fest angestellte Redakteur*innen in der Verlagshierarchie angesiedelt sind, desto weniger können sie mit Online-Formaten anfangen. Leitende und Chefredakteur*innen gehen eher noch als „normale“ Journalisten*innen auf Live-Events. Ob sie mit der Technik noch nicht so recht klar kommen?

Wenig überraschend ist sicherlich, dass Mitarbeiter*innen von Online-Medien Online-Konferenzen noch stärker als ihre Print-Kollegen bevorzugen:

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Kostenlose Pressemitteilung jetzt erstellen lassen – Künstliche Intelligenz à la ChatGPT machts möglich

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Arm rechts ausgestreckt, Daumen nach oben, tiefblau aber transparent, inliegend ahnt man mechanische Gelenke

Sie glauben nicht, dass Sie eine kostenlose Pressemitteilung bekommen können? Ist aber so! Wo? Nicht bei uns, noch nicht jedenfalls. Oder zumindest nur zum Teil, nicht oft, aber immer öfter. Künstliche Intelligenz wird es möglich machen, vielleicht schon bald.

Das Social Web überschlug sich wieder mal; trotz Mastodon ist der Hype-Anzeiger immer noch Twitter. Und die ganz frühen Adaptoren hatten wieder mal eine neue Spielwiese gefunden: Open AI, genauer gesagt ChatGPT. Eine Flut von Ergebnissen, die die Künstliche Intelligenz erzeugt hatte, brach in meine Timeline ein: Gedichte, Webseiten, Flirtbriefe, Programme, Computerspiele, Rezepte, Hausaufgaben und sogar Besprechungsprotokolle und Verträge. Alle erstellt nach wenigen Stichworten oder einfachen Eingaben von einer Künstlichen Intelligenz, KI. Und wenn man sich einige der Beispiele genauer ansah, konnte man durchaus beeindruckt sein. In dem Bewusstsein, dass man es mit Maschinentexten zu tun hat, kommen sie einem etwas hölzern und gestelzt, seltsam unpersönlich vor, aber scheinbar (!) korrekt und vor allem stilistisch akzeptabel.

Im Moment leider überlastet… Chat.openai.com

Tadellose Pressemitteilung dank KI

FOR IMMEDIATE RELEASE  Linux Operating System for Enterprises and Big Organizations  New York, NY – April 15, 2021 – Linux Corporation today announced the launch of its new Linux Operating System, designed specifically for enterprises and big organizations. The new OS is based on open source technology, making it easier to customize and expand.  The Linux Operating System offers a wide range of features that make it perfect for large-scale operations. It includes high-level security, scalability, and stability. It also comes with built-in support for multiple users and applications, making it ideal for large-scale setups.  In addition, the OS is designed to be easy to use, with a modern interface and intuitive design. It’s also highly customizable and extensible, allowing users to customize the experience in a way that works best for them.  „We are thrilled to launch this new Linux Operating System,“ said Linux Corporation CEO, John Doe. „We believe it will revolutionize the way enterprises and big organizations operate, allowing them to take advantage of the latest technology with an easy-to-use and secure platform.“  Linux Corporation will be providing full technical support for the new OS. For more information about the Linux Operating System, please contact

Unverändert übernommen von Quelle und Urheber: OpenAI ChatGPT

Das Briefing war überschaubar – so wir es nicht mögen, aber gelernt haben, damit umzugehen. Und ohne ein Wort davon zu erwähnen, suchte sich die KI die besten Argumente zusammen. Natürlich kann man jetzt keine tiefgehende Produktvorstellung erwarten, denn das Produkt gibt es ja gar nicht, aber selbst mit diesen relativ wenigen Stichworten hat die KI das Wesentliche einer Pressemitteilung erzeugt.

PR lügt (manchmal durch Weglassen)

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Geschickte - und unfaire - PR ist, wenn sie nicht mit allen Zahlen herausrückt. Beispiel gefällig? Gestern machte eine dpa-Mitteilung über ein klassisches "social gap" - die Internet-Abstinenz der Senior*innen - die erfolgreiche Runde: "Tatsächlich sehen viele Ältere jedoch keinen Nutzen oder keinen Bedarf, sich das Internet zu erschließen. In einer Forsa-Umfrage im Auftrag des IT-Unternehmens Avast gaben das 47 Prozent der mindestens 75 Jahre alten Offliner als einen Grund für ihre Internet-Abstinenz an." Die dpa-Meldung wurde in zahlreichen großen Medien zitiert, in der Süddeutschen Zeitung ebenso wie in der ZEIT. Es wird darauf verwiesen, dass sich viele ältere Menschen nicht ins Internet trauen, weil es ihnen an Unterstützung durch erfahrene Anwender fehlt. "Laut der Forsa-Umfrage könnten sich 27 Prozent der älteren Nicht-Internetnutzer vorstellen, sich in die digitale Welt vorzuwagen - wenn sie Hilfe und Unterstützung von anderen Menschen bekämen." "Das Erfahrungsgefälle führe zur vielzitierten digitalen Kluft innerhalb der Bevölkerung." Alles gut uns schön. Und natürlich ist die Verlagerung von immer mehr Dienstleistungen ins Internet ein Problem für die Menschen, die keinen Anschluss finden ins digitale Zeitalter. Dieses Problem kennen und diskutieren wir schon lange. Zur einer klaren Sicht der Dinge gehört aber doch die Quantifizierung des Problems: Wie viele Senior*innen nutzen das Internet? Wie viele drohen wirklich abgeschnitten zu werden? Diese Zahlen fehlen komplett in der Meldung. Sieht man sich die letzte allgemein bekannte Umfrage von Forsa an, dann ist man doch verblüfft: 49 % der Senior*innen, die 75 Jahre oder älter sind, nutzen das Internet täglich. Noch einmal 15 % nutzen es mehrmals pro Woche. "Nur" 25 % nutzen es gar nicht. Das ist die Wahrheit "hinter" der dpa von gestern. Von diesen 25% "Offlinern" wird jede*r zweite über Familienangehöre oder Freunde indirekt online versorgt. Nur um das klar zu stellen: Jede*r einzelne Senior*in, der/die heute durch die Schließung von Filialbanken und Geschäften und die Verlagung von Dienstleistungen ins Internet an Lebensqualität einbüßt ist eine Herausforderung, der wir begegnen müssen. Aber die zitierte dpa-Meldung ist ein schöner Beleg für schlechte und irreführende, weil nicht komplette PR. Würde man aufzeigen, wie weit die Digitalisierung unter Senior*innen heute schon fortgeschritten ist, wäre die Pressemeldung vermutlich nicht von der dpa aufgegriffen oder zumindest nicht so breit abgedruckt worden. So funktioniert - leider - manchmal PR.

PR lügt, wenn sie nicht mit allen Zahlen herausrückt. Zumindest erweckt sie einen falschen Eindruck oder zeichnet ein verzerrtes Bild. Beispiel gefällig?

Gestern machte eine dpa-Mitteilung über ein klassisches „Social Gap“ – die Internet-Abstinenz der Senior*innen – die erfolgreiche Runde:

„Tatsächlich sehen viele Ältere jedoch keinen Nutzen oder keinen Bedarf, sich das Internet zu erschließen. In einer Forsa-Umfrage im Auftrag des IT-Unternehmens Avast gaben das 47 Prozent der mindestens 75 Jahre alten Offliner als einen Grund für ihre Internet-Abstinenz an.“

Diese dpa-Meldung wurde in zahlreichen großen Medien zitiert, in der Süddeutschen Zeitung ebenso wie in der ZEIT. Es wird darauf verwiesen, dass sich viele ältere Menschen nicht ins Internet trauen, weil es ihnen an Unterstützung durch erfahrene Anwender fehlt.

„Laut der Forsa-Umfrage könnten sich 27 Prozent der älteren Nicht-Internetnutzer vorstellen, sich in die digitale Welt vorzuwagen – wenn sie Hilfe und Unterstützung von anderen Menschen bekämen. … Das Erfahrungsgefälle führe zur vielzitierten digitalen Kluft innerhalb der Bevölkerung.“

Alles gut uns schön. Und natürlich ist die Verlagerung von immer mehr Dienstleistungen ins Internet ein Problem für die Menschen, die keinen Anschluss finden ins digitale Zeitalter. Dieses Problem kennen und diskutieren wir schon lange.

Zur einer klaren Sicht der Dinge gehört aber doch die Quantifizierung des Problems:

  • Wie viele Senior*innen nutzen das Internet?
  • Wie viele drohen wirklich abgeschnitten zu werden?

Diese Zahlen fehlen komplett in der Meldung.

Sieht man sich die letzte allgemein bekannte Umfrage von Forsa an, dann ist man doch verblüfft:

  • 49 % der Senior*innen, die 75 Jahre oder älter sind, nutzen das Internet täglich. Noch einmal 15 % nutzen es mehrmals pro Woche.
  • „Nur“ 25 % nutzen es gar nicht.

Das ist die Wahrheit „hinter“ der dpa von gestern. Dann muss man sich ja nochmals hinzudenken die vielen betagten Menschen, die gesundheitlich weder in der Lage sind das Internet zu nutzen, noch entsprechende nicht-virtuelle Dienstleistungen oder Kommunikationskanäle. Außerdem wird jede*r zweite „Offliner“ über Familienangehöre oder Freunde indirekt online versorgt. Da bleiben dann nicht mehr sehr viele „digital abgehängte“ Senior*innen.

Nur um das klar zu stellen:

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Genderstern und Doppelpunkt: Wem gehört die Sprache?

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Gender 2

„Fräulein – wo bleibt mein Zigeunerschnitzel?“ Wenn Sie jetzt noch weiterlesen, dann hab ich es schon fast geschafft. Dann gehören Sie zu meinen ganz treuen Lesenden. dann verzeihen Sie mir wohl fast alles. Denn man kann sich heute vieles erlauben, eine kleine oder große Steuerhinterziehung, die eine oder andere Menschenschändung – aber bitte Katzen verschonen -, politische Despoten hofieren, geht alles. Wichtiger, als Sitten-, Finanz- und Moralwächter*innen sind die Sprachwächter*innen.

Und nun glauben Sie bitte nicht, dass ich Sprache nicht schätzen würde. Mitnichten und mitneffen. Wer die Sprache hat, hat die Macht.  Wer das Neusprech beherrscht, der herrscht in Ozeanien. Ich hab meinen Orwell gelesen. Und nicht nur den.

Sprache hat Gewalt und kann eine Zumutung sein. Nehmen wir nur die Sprache der Rechten, nein, nicht des Rechts, die auch, ich meine der Rechten, der ganz Rechten, der AfD. Schließlich geht es mir heute um ein mir wirklich wichtiges Thema, um Sprache, genauer um Gendersprache, und darum, wer mir vorschreiben will, ob ich ein Sternchen setzen darf oder nicht. Und anhand der AfD kann man das wunderbar erklären, auch wenn deren Sprache einmal mehr eine Zumutung ist. Also mute ich Ihnen das jetzt zu. Aber nach dem Zigeunerschnitzel sind Sie das ja schon gewohnt.

Von den Versuchen der AfD das Gender-Sternchen zu verbieten

„Die Verwendung der sogenannten ‚gendergerechten Sprache‘ führt zu einer unnatürlichen Verunstaltung der deutschen Sprache, durch welche ihre Verständlichkeit erheblich eingeschränkt wird.“ (Drucksache 19/30964) So begründete die Fraktion der rechtsradikalen AfD am 22. Juni 2021 ihren Antrag im Deutschen Bundestag auf eine Unterlassung einer gendergerechten Sprache durch die Bundesregierung. Gendern sei eine „unnatürliche Verunstaltung der deutschen Sprache“.

Dieser Antrag wurde abgelehnt. Mit JA stimmten nur Mitglieder der AfD. Mitglieder anderer Parteien stimmten entweder mit NEIN oder stimmten nicht ab. Zwei nennenswerte Ausnahmen gab es: Zwei Mitglieder der FDP immerhin enthielten sich bei diesem Antrag der Rechtsextremen: Alexander Kulitz und Alexander Müller wollten der These von der unnatürlich Verunstaltung nicht widersprechen. Ich nenne die beiden Namen mal. Bewusst.

In einem zweite Antrag zog sich die AfD am 25. Juni auf das Argument der schlechten Lesbarkeit zurück (Drucksache 19/30965):

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Verflixt! Die Redaktion will ein Portraitfoto vom Autor

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Professionelles Portraitfoto

Sie haben einen fachlich fundierten Text geschrieben. Sie behandeln ein spannendes Thema, geben wertvolle Einsichten. So wertvoll, dass ein Fachmedium sie veröffentlichen will. Doch kurz davor mailt die Redaktion: „Ich brauche bitte ein Portraitfoto vom Autor.“ Tja, Ihr aktuellstes Foto stammt aus dem Jahr 2015. Nicht nur die Mode hat sich verändert, auch Sie selbst sind reifer oder sagen wir lieber „professioneller“ geworden als es auf dem alten Bild rüberkommt. Jetzt ist guter Rat teuer.

Das Portraitfoto zwischen Tür und Angel

Als PR-Berater weisen wir unsere Kunden immer darauf hin, wie zentral die Bild-PR für die Unternehmenskommunikation ist, und welche wichtige Rolle Menschen in der Bild-PR spielen. Das Portraitfoto ist ein Grundbaustein der Öffentlichkeitsarbeit. Man kann sie auch schnell mal „draußen im Flur“ schießen – inzwischen sind Smartphone-Kameras so ausgereift, dass brauchbare Bilder entstehen können. Aber dazu braucht es ein bisschen Know-How. Einfach nur draufhalten, wird selten ein gutes Ergebnis liefern. Achten Sie zum Beispiel auf folgende Punkte:

Vorbereitung

  • Tragen Sie zum Fototermin kontrastierende Kleidung.
    Vermeiden Sie kleinteilige Muster, um ein „Flackern“ bei der Darstellung zu vermeiden.

Präsentation

  • Gesichtsausdruck: Lächeln ist beim Portraitfoto immer gut, ein leicht schräger Kopf und eine nach vorn geneigte Schulter auch.
  • Wenn man beim Lächeln Zähne zeigt, ist das sympathischer als ohne. Wenn Ihr Lächeln zu breit und unseriös wirkt, hilft es, mit der Zunge von hinten gegen die Zähne zu drücken.
  • Das beste Lächeln gelingt mit Emotion. Denken Sie an etwas Schönes, Witziges, eine angenehme Erinnerung.
  • Authentisches Lächeln umfasst auch die Augen. Um natürlicher zu wirken, könnte es helfen, wenn Sie die unteren Augenlider ein wenig anspannen.

Location

  • Suchen Sie sich einen ruhigen Hintergrund für Ihr Portraitfoto, nach Möglichkeit mit etwas Distanz.
  • Wenn Sie direkt vor einer weißen Wand stehen, und das Licht von vorne kommt, führt das zu unerwünschten Schatten.

Licht

  • Fotografieren Sie am besten bei Tageslicht, aber nicht direkt in der Sonne, und verzichten Sie auf Blitz bzw. starke Lampen o.ä. Hilfsmittel.
  • Kunstlicht kann die Farben verfälschen, Blitz und Strahler sorgen für harte, unschöne Schatten und hohe Kontraste.

Technik

  • Achten Sie auf einen Kamerastandpunkt auf Augenhöhe.
  • Wählen Sie einen leichten Telemodus, ca. 2-fache Vergrößerung (90 mm).
  • Legen Sie den Schärfepunkt auf die Augen.

Ausschnitt

  • Lassen Sie den Ausschnitt so wählen, dass rund um den Kopf genügend Platz bleibt, um das Bild auf alle Formate in Quer- oder Hochformat hin zuzuschneiden.

Nachbearbeitung

  • Versenden Sie Bilder, deren Ausschnitt etwas größer ist als gewünscht; dann kann das Medium die passende Größe besser erreichen, ohne Ihren Kopf zu beschneiden.

Die vollständige Liste unserer Tipps für gute Portraitfotos gibt es als kompaktes PDF zum Teilen hier:

35+1 Tips für  medientaugliche  Portraitfotos

Image by Angelo Esslinger auf Pixabay (https://pixabay.com/users/whitesession-4645995/).