PR lügt (manchmal durch Weglassen)
PR lügt, wenn sie nicht mit allen Zahlen herausrückt. Zumindest erweckt sie einen falschen Eindruck oder zeichnet ein verzerrtes Bild. Beispiel gefällig?
Gestern machte eine dpa-Mitteilung über ein klassisches „Social Gap“ – die Internet-Abstinenz der Senior*innen – die erfolgreiche Runde:
„Tatsächlich sehen viele Ältere jedoch keinen Nutzen oder keinen Bedarf, sich das Internet zu erschließen. In einer Forsa-Umfrage im Auftrag des IT-Unternehmens Avast gaben das 47 Prozent der mindestens 75 Jahre alten Offliner als einen Grund für ihre Internet-Abstinenz an.“
Diese dpa-Meldung wurde in zahlreichen großen Medien zitiert, in der Süddeutschen Zeitung ebenso wie in der ZEIT. Es wird darauf verwiesen, dass sich viele ältere Menschen nicht ins Internet trauen, weil es ihnen an Unterstützung durch erfahrene Anwender fehlt.
„Laut der Forsa-Umfrage könnten sich 27 Prozent der älteren Nicht-Internetnutzer vorstellen, sich in die digitale Welt vorzuwagen – wenn sie Hilfe und Unterstützung von anderen Menschen bekämen. … Das Erfahrungsgefälle führe zur vielzitierten digitalen Kluft innerhalb der Bevölkerung.“
Alles gut uns schön. Und natürlich ist die Verlagerung von immer mehr Dienstleistungen ins Internet ein Problem für die Menschen, die keinen Anschluss finden ins digitale Zeitalter. Dieses Problem kennen und diskutieren wir schon lange.
Zur einer klaren Sicht der Dinge gehört aber doch die Quantifizierung des Problems:
- Wie viele Senior*innen nutzen das Internet?
- Wie viele drohen wirklich abgeschnitten zu werden?
Diese Zahlen fehlen komplett in der Meldung.
Sieht man sich die letzte allgemein bekannte Umfrage von Forsa an, dann ist man doch verblüfft:
- 49 % der Senior*innen, die 75 Jahre oder älter sind, nutzen das Internet täglich. Noch einmal 15 % nutzen es mehrmals pro Woche.
- „Nur“ 25 % nutzen es gar nicht.
Das ist die Wahrheit „hinter“ der dpa von gestern. Dann muss man sich ja nochmals hinzudenken die vielen betagten Menschen, die gesundheitlich weder in der Lage sind das Internet zu nutzen, noch entsprechende nicht-virtuelle Dienstleistungen oder Kommunikationskanäle. Außerdem wird jede*r zweite „Offliner“ über Familienangehöre oder Freunde indirekt online versorgt. Da bleiben dann nicht mehr sehr viele „digital abgehängte“ Senior*innen.
Nur um das klar zu stellen: