Künstliche Intelligenz in der Technischen Redaktion: Chancen und Risiken einer neuen Ära

Manche Texte sind gnadenlos. Auf jedes Wort, jedes Symbol, jedes Zeichen kommt es an. Gemeint ist nicht der Journalismus. Verstolpert sich nämlich ein Artikel, ist nur die Lesefreude getrübt. Verquast sich aber die so genannte „Technische Redaktion“, können die Auswirkungen von lästig bis verheerend reichen. Die Technische Dokumentation ist uns Verbraucherinnen und Verbrauchern als „Bedienungsanleitung“ bekannt. Im Business-to-Business-Bereich geht es aber um mehr. Hier handelt es sich um haftungsrelevante Dokumentationen zum Beispiel über die Einzelteile einer Maschine oder eines Fahrzeugs. Viele gesetzliche Vorgaben, die zu erfüllen sind, kommen noch on top. Das ist alles andere als trivial. Deshalb gibt es dafür Spezialisten wie die „itl AG“ mit Sitz in München, die für ihre Kunden Technische Dokumentationen für die ganze Welt erstellt. Wie bei allen Texten, kommt heutzutage auch hier die Frage auf: Könnte nicht das, was itl leistet, auch ganz kostengünstig von Künstlicher Intelligenz erledigt werden?

Andrea Wagner ist bei itl Abteilungsleiterin für die Technische Dokumentation und beschreibt in ihrem Gastbeitrag die Stärken und Schwächen von KI für ihren Bereich.

Andrea Wagner, Abteilungsleitung Technische Dokumentation der itl AG

Autorin: Andrea Wagner, Abteilungsleitung Technische Dokumentation der itl AG

Die Technische Redaktion steht vor einer bahnbrechenden Veränderung durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Die Fortschritte in der KI-Technologie eröffnen zukünftig neue Möglichkeiten für die Erstellung, Verwaltung und Bereitstellung von technischen Inhalten. Die versprochene Anwendungsszenarien sind verheißungsvoll und schon jetzt werden große Stücke auf den Aspekt der automatisierten Content-Erstellung gelegt. Doch wie sieht der reale Nutzen für die Technische Redaktion aus? Und wie ändert sich damit zukünftig der Arbeitsalltag Technischer Redakteure:innen? In diesem Beitrag werden wir einen umfassenden Blick auf die Chancen und Schwächen der Künstlichen Intelligenz in Bezug auf die Technische Redaktion werfen und diskutieren, wie diese Technologie die Art und Weise, wie technische Inhalte erstellt und verteilt werden, verändern kann.

Chancen der Künstlichen Intelligenz in der Technischen Redaktion

Automatisierte Inhaltsgenerierung: Künstliche Intelligenz ermöglicht die automatisierte Generierung von technischen Inhalten für unterschiedliche Zielgruppen. Mit Hilfe von Natural Language Processing, das maschinelles Lernen und linguistische Analysen umfasst, können KI-gesteuerte Systeme technische Informationen aus verschiedenen Quellen extrahieren und in verständliche und gut strukturierte Inhalte umwandeln. Dies führt zu einer schnelleren und effizienteren Erstellung von Technischen Dokumentationen.


Verbesserte Qualität und Konsistenz: KI-Systeme können bei der Gewährleistung einer hohen Qualität und einer gleichbleibenden Konsistenz technischer Inhalte unterstützen. Durch die Verwendung von vordefinierten Regeln und Algorithmen können sie sicherstellen, dass die erstellten Inhalte den vorgegebenen Standards und Richtlinien entsprechen. Dies reduziert menschlich verursachte Fehler und Unstimmigkeiten in der Technischen Dokumentation.
Regelbasierte Metadatenerkennung: Durch den Einsatz von KI können Metadaten regelbasiert aus Bestandsdaten extrahiert werden und für weitere Datenverwaltungs- und Erstellungsprozesse verwendet werden. Dadurch entfällt ein Großteil der händischen Aufbereitung.
Modernisierung des Aufgabenbildes in der Technischen Redaktion: Die fortschreitende Digitalisierung und der Einsatz von KI-Technologien erfordern auch ein Umdenken im Aufgabenbild innerhalb der Technischen Redaktion. Bislang war das Bild geprägt von der Vorstellung, dass nur Texte und Bilder generiert werden. Inzwischen wandelt sich die Rolle hin zum Content-Ersteller, der ein Verständnis für UX-Design und Digitale Benutzerkonzepte hat.

Schwächen der Künstlichen Intelligenz in der Technischen Redaktion

Mangelnde Kontextsensibilität: Künstliche Intelligenz hat Schwierigkeiten, den menschlichen Kontext zu verstehen und zu interpretieren. Technische Inhalte erfordern spezifisches Fachwissen und Verständnis der Zielgruppe. Allerdings können KI-gesteuerte Systeme diese Feinheiten möglicherweise nicht erfassen und führen bei Benutzung zu ungenauen oder missverständlichen Inhalten.

Computergrafik in verschiedenen Blautönen. Zeit einen menschlichen Kopf als Schema.


Eingrenzung der Datenquellen: Aktuell greifen KI-Systeme auf einen umfassenden und nicht limitierten Datenbestand zu. Um die Richtigkeit der Technischen Dokumentation zu gewährleisten, muss zukünftig sichergestellt werden, dass Quellen eingeschränkt werden können. Dazu gehört auch, dass sensible und geheime Informationen nicht öffentlich zugänglich werden.
Herausforderungen bei der Implementierung: Die Einführung von KI in der Technischen Redaktion erfordert eine umfassende Datenanalyse, Modellierung und Integration. Die Entwicklung und Anpassung von KI-gesteuerten Systemen erfordert erhebliche Ressourcen, Zeit und Fachkenntnisse. Themen wie die technische Infrastruktur, Urheberrechte und die erforderlichen Datenschutzmaßnahmen müssen ebenfalls berücksichtigt werden.

Fazit

Die Künstliche Intelligenz bietet zweifellos viele Chance für die Technische Redaktion, insbesondere in Bezug auf die Automatisierung der Inhaltsgenerierung, Verbesserung der Qualität und im Bereich der Metadaten. Dennoch sollten Schwächen, wie die mangelnde Kontextsensibilität und mangelhafte Absicherung im Bereich des Datenschutzes und Urheberrechts, geklärt und berücksichtigt werden. Um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen, erfordert die Implementierung von KI in der Technischen Redaktion eine sorgfältige Planung und Abwägung der Chancen und Risiken. Letztendlich kann nur die Kombination von KI-Technologie und menschlichem Fachwissen zu einer effektiven und effizienten Erstellung und Bereitstellung technischer Inhalte führen.

Bildhinweise:

Titelbild ©2021 Gorodenkoff/Shutterstock

Portraitbild Andrea Wagner: ©itl AG

Themenbild Mitte: CCL geralt auf pixabay.com

0 Kommentare

Dein Kommentar

Want to join the discussion?
Feel free to contribute!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.