Ein Jegliches hat seine Zeit – Aus dem Tagebuch eines kleinen PR-Mannes am Rande des Wahnsinns

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Geitenmelk
Heute ist Weltmilchtag. Das muss man nicht wissen. Oder aber doch, wenn man sich als PR-Handwerker darauf spezialisiert hat Anlässe zu finden, um Menschen und Unternehmen ins medial vermittelte Gespräch zu bringen. Und inzwischen funktionieren Statements nach dem Vorbild „Peter Mustermann zum heutigen Tag des Schlafes“ so hervorragend im Sinne der nachhaltigen und zuverlässigen Clipping-Produktion, dass dieses Instrument in der modernen PR-Maschinerie nur noch von der Veröffentlichung selbstgemachter Umfragen getoppt wird. Ich weiß, von was ich rede.

Erst heute habe ich mal wieder nach einem dieser obskuren Gedenktage gesucht, an dem sich eine kleine Geschichte rund um einen meiner Kunden aufhängen lässt. Schließlich ist im modernen Storytelling nicht die Story das Problem – die ist leicht zu finden und nicht allzu schwer in halbwegs geistreiche Worte zu fassen – sondern der Anlass. Jedes Medium fragt sich (und mich): „Iss ja mal ne schöne Geschichte, aber warum soll ich das gerade HEUTE bringen?“ Ein Hinweis auf die unbestrittene Aktualität des „System Administrator Appreciation Day“ hilft da immer. Schon ist das Statement platziert. Garantiert.

Und bei 365 Tages im Jahr gibt es mehr als 1.000 zugeschriebene Gedenktage. Da ist wirklich für jeden Anlass etwas dabei. Nicht alle klingen freilich so poetisch wie der „Tag des Sieges und der heimatlichen Dankbarkeit“. Und so manche haben auch einen arg regionale Bekanntheitsgrad. Dafür lässt sich der „Internationale Linkshändertag“ oder der „Welt-Tollwuttag“ sicherlich globaler erzähltechnisch befüllen. Wobei manches Mal die Phantasie schon arg gefragt ist: Was in aller Welt feiert der „Tag des  „Tag des Geodopes“ – nein, entschuldigung: der „Tag des Geotops“? Ein Top mit Landkartenmuster?

Auch der Kirche verdanken wir herrliche Gedenkanlässe, etwa den „Abfraßtag“ am 6. September, der, das muss ich zugeben, einer meiner Lieblingstage ist.

Jedenfalls ist jetzt – an einem späten Freitagnachmittag – wohl die rechte Zeit an unsere Nachwuchs-PR-Leute zu denken. Deshalb schreibe ich einen Preis aus für den schönsten Blogbeitrag, der am kommenden Wochenende verfasst und mir per Link bestätigt wird und der es schafft die drei Gedenktage eben dieses Wochenendes in einer hübschen kleinen „Story“ zusammen zu sinnen. Der Gewinner wird von mir auf ein Freigetränk an unserer Agenturbar eingeladen:

Die in einem möglichst geistreichen Blogpost zu integrierenden Themen sind:

1. Juni 2012: Weltmilchtag (ich sagte es schon)

2. Juni 2012: Internationale Hurentag

3. Juni 2012: Europäischer Tag des Fahrrads

Mal sehen, ob der Montag zu lesen lohnt.

Nachgeworfenes: Thomas Knüwer hat sie einst erschaffen: die „Geschichten aus der kleinen Agentur am Rande der Stadt“. Ich hab das immer gerne gelesen und vieles wiedererkannt. Das meiste klang einfach zu echt, um nicht erfunden zu sein. „Am Rande der Stadt“ war ja immer auch ein wenig „am Rande des Wahnsinns“. Und so werde ich in nächster Zeit hier gelegentlich einige Aufzeichnungen aus dem Tagebuch des kleinen PR-Manns am Rande des Wahnsinns „leaken“. Erfahrungen aus einem Beruf, die durchaus Spaß macht und der, so man ihn ernst nimmt und seriös bleibt, auch nicht schrecklicher ist, als andere Professionen. Und ich werde immer nur die Wahrheit erzählen. Oder jedenfalls fast …

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  1. […] Im Tagebuch eines kleinen PR-Mannes am Rande des Wahnsinns erschien am 1. Juni bereits ein Beitrag zu Gedenktagen: https://www.vibrio.eu/blog/?p=3996 […]

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