Datenschutz ist (k)ein Thema

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Absoluter Schutz unserer Daten – oder wie wir uns täglich selbst etwas vormachen

Waren es früher vor allem die Preisausschreiben und Postkarten, die uns datenrechtliche Kopfschmerzen bereiteten (oder auch nicht), liegen die Gefahren, unsere persönlichen Daten und damit praktisch unsere Seele offen zu legen, im digitalen Bereich. Laut einer Bitkom-Studie nutzen mittlerweile rund drei Viertel aller Deutschen das Internet. Dort gibt es mehr Tummelplätze für Datensammler als irgendwo im realen Leben. Online-Kaufhaus? Die haben bereits alles über Sie in der Datenbank: Namen, Adressen, Telefonnummern, Kontoverbindungen etc.

Von Menschen, denen ich im täglichen Leben begegne, habe ich selten gehört, dass ihnen ihre Daten unwichtig seien oder sie diese auf unsensible Weise behandeln. Im Gegenteil: 99 Prozent der von mir befragten Personen geben vor, persönliche oder geheime Daten niemals irgendwo ungesichert zu verteilen. Aha. Hier kommt der Gegenbeweis:

– Hannes K. schwört auf sicheren Umgang mit persönlichen Angaben. Selbst bei Facebook, so erzählt er stolz, krebst er unter einem Pseudonym herum. Fakt ist: Hannes hat beim letzten Besuch unseres Stamm-Clubs an einem Gewinnspiel des Whisky-Herstellers seines Vertrauens teilgenommen und nebst kompletter Adresse auch private Mobilrufnummer, eMail-Adresse, Bankverbindung und Namen der Freundin angegeben.

– Jutta P. kümmert sich eigentlich nicht so sehr um Datenschutz, ist sich aber sicher, dass „da ja eh nix passiert“, denn sie gibt nie Daten von sich heraus. Aber sie nutzt doch kräftig „Whatsapp“ (jüngst gekauft von der blauen Datenkrake Facebook), teilt dort per Häkchen sogar ihre komplette Kontaktdatenbank mit dem Anbieter. Sicher geht anders, Jutta! Zudem verteilt sie gerade in der Stadt Zettel mit dem Wunsch nach einer „bezahlbaren 1-Zimmer-Wohnung in München“ unter Angabe ihres Namens, ihrer Mobilrufnummer und – weil’s gar so sicher ist – der Nummer ihrer Eltern, falls sie „mal nicht erreichbar sein sollte“. Natürlich unter Nennung des Namens der Eltern, Ehrensache.

Zurück zur Bitkom-Studie: laut dieser speichert der überwiegende Teil der Bevölkerung seine Daten auf der Festplatte bzw. auf dem Speicher des Mobiltelefons. Auf den ersten Blick praktisch, auf den zweiten Blick eher riskant, wenn man sich bei einem Wechsel nicht dessen bewusst ist, dass selbst das Formatieren der Speicher die Daten nicht vollständig löscht.

Altes Smartphone bei Ebay verkaufen? Klar, das ist schließlich noch so gut wie neu und sieht top aus. So, wie auch die Freundin, deren Fotos vom Käufer dann ohne weiteres wiederhergestellt werden können.

Oder das ausrangierte Notebook, welches schon als Firmenrechner und dann als Familienspielzeug fungierte: ist es in die Jahre gekommen, muss man es ja nicht wegwerfen. Im Internetauktionshaus bekommt man schließlich noch ein paar Kreuzer dafür. Samt der wiederherstellbaren Dateien wie etwa Auszüge der Firmendatenbank, Vertragsentwürfe, Kundendaten, Kontoverbindungen der Familie nebst Spickzettel für Passwörter und EC-PINs, Fotos und Chatverläufe der Kinder etc.

Konklusion und Fingerzeig

Der geschockte Leser hat bereits gemerkt – eines ist sicher: nichts ist sicher! Wer glaubt, er tut alles, um seine persönlichen Daten und Informationen unter Verschluss oder geheim zu halten, der täuscht sich in der Regel. Unendlich viele Gelegenheiten bergen die Gefahr, unendlich viele Fehler zu machen.

Eine PwC-Studie zeigt zwar, dass die Menschen/User/Anwender/Leute/Unwissenden auf dem Weg sind, Sensibilität für das Thema Datensicherheit zu entwickeln, allerdings ist der Pfad zur vollkommenen Sicherheit lang und steinig.

Und an dieser Stelle einen Gruß an die Nerds und Freaks, die sich vielleicht denken „ich geh‘ eh nicht vor die Türe, und eigentlich daddel ich auch nur“: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat auch Euch durchleuchtet und kommt in einer entsprechenden Erhebung zu der Erkenntnis, dass das Risiko, Opfer von Datensammlern zu werden,  bei Online-Spielen nicht minder hoch ist als im Social-Media-Bereich oder bei der Kaffeefahrt zum Königssee.

Alles Gute und wenn Ihr einen Kommentar abgeben möchtet, vergesst nicht den Klarnamen, Adresse, Telefonnummer, Kontoverbindung, Kfz-Kennzeichen….

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