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meine liebe kollegin susanne müller-zantop hat mich heute auf eine wirklich phantastisch gelungene aufbereitung der gestrigen inaugurationsrede von barack obama hingewiesen: die new york times hat die komplette rede nicht einfach online gestellt, sondern neben den vodcast das komplette manuskript der rede eingestellt, dass sich parallel zum fortschritt der videomitschnitts durchscrollt. dabei ist das manuskript über eine volltextrecherche durchsuchbar. man kann zu jedem suchergebnis im manuskript und damit auch im video springen. das manuskript ist sauber gegliedert und wurde um sinnvolle links auf ergänzende informationen erweitert. so lässt sich einerseits der vortrag bestens analysieren. und andererseits wird diese wunderbare rede tatsächlich zum ausgangspunkt weiterer recherchen.

ja – genau so muss eine interaktive tagesschau künftig aussehen. schaut doch einfach mal rein:

https://www.nytimes.com/interactive/2009/01/20/us/politics/20090120_INAUGURAL_ANALYSIS.html?hp#

das beste aber ist: die nyt kommuniziert das ganze im gewohnt ruhigen und klassischem design. man möchte seinen fernseher samt diesem unsäglich kunterbunten heute journal glatt eingraben.

danke susanne für einen tollen tipp.

knüppel auf knüwer

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vor kurzem habe ich an dieser stelle einen lesetipp auf eine blogdiskussion zur rolle von twitter als bürgerjournalismus platziert. diese debatte wurde vom von mir hochgeachteten thomas klüwer angezettelt, einem mitarbeiter des handelsblatt. thomas klüwer hat in dieser diskussion nun von seinem redaktionskollegen sönke iwersen heftig knüppel zwischen die beine geworfen bekommen:

„Bei aller kollegialer Zurückhaltung: mir ist kein Journalist bekannt, bei dem Selbstdarstellung und Realität derart auseinanderklaffen wie bei Dir. Vielleicht könntest Du die permanente Selbstbeweihräucherung mal kurz unterbrechen und erklären, warum Deine fantastische Verdrahtung über Xing, Facebook, Twitter und Co. so wenig journalistischen Mehrwert bringt. Wenn es tatsächlich so wäre, dass diese Kommunikationswege neue Infos erschließen – warum kommen die Scoops im Handelsblatt dann nicht von Dir, sondern immer von anderen Kollegen? … “

kurz nach veröffentlichung dieses kommentars wurde derselbe durch thomas knüwer unter hinweis auf arbeitsrechtliche konsequenzen gelöscht, nach heftigem protest der community inzwischen aber wieder online gestellt.

hier wird beim handelsblatt derzeit öffentlich ein interessanter streit um die rolle des web 2.0-journalismus in klassischen medien ausgetragen: müssen blogger news produzieren? tun sie das überhaupt? (siehe hier) füttern die nachrichtenjournalisten der verlage ihre bloggenden kollegen durch? sind die bloggenden web 2.0-kollegen der tod des  klassischen recherchierenden journalismus? schalten sie sich ein!

aktueller lesetipp: twitter statt dpa?

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thomas knüwer hat gestern auf seinem blog eine der vielleicht wichtigsten blog-debatten der letzten wochen ausgelöst: kennzeichnen die zahlreichen twitter feeds von den terroranschlägen aus bombay einen paradigmenwechsel der news-kommunikation? sind sie das sterbeglöckchen der klassischen agenturen? wozu brauchen wir noch cnn, wenn es twitter gibt? wird sich twitter überhaupt als news-medium durchsetzen?

ich habe keine lust die debatte zu kommentieren, weil ich hierzu bislang weder eine meinung habe (kommt ja selten genug vor), noch etwas wirklich wichtiges zu sagen. aber ihr solltet die debatte verfolgen! sie wird auf dem handelsblatt-blog auch wirklich gut geführt.

wenn hanni hüsch durch den fernseher tanzt …

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cnn

was im zuge der wahlberichterstattung der amerikanische fernsehsender cnn erstmals zeigte, soll in spätestens 15 jahren auch in deutschland standard sein: die dreidimensionale virtuelle präsenz von korrespondenten!

35 hd-kameras nahmen die cnn-korrespondentin jessica yellin in chicago auf. im new yorker wahlstudio wurde sie neben moderator wolf blitzer livehaftig in den raum gestellt. während blitzer während des gesprächs auf einen leeren punkt im studio starrte fuhr die studiokamera in der gegend herum und präsentierte yellin so, als stünde sie wirklich mitten in new york. wer’s verpasst hat, kann sich das ganze hier auf youtube ansehen.

 

laut gerald breunig vom bayerischen rundfunk wird es noch 15 jahre dauern, bis diese technik auch nach deutschland kommt. dann wird die phantastische hanni hüsch von washington aus durchs hamburger funkhaus springen und den laden hoffentlich gründlich aufmischen. the change will come to germany – dauert bei uns halt ein wenig länger …

mein junge soll es mal besser haben und müllmann werden

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yellow press

als guter vater will man ja doch, dass der sohn es mal besser macht als der alte. mein max „baut“ gerade sein abi und da diskutiert man natürlich immer mal wieder die wechselnden berufspläne. ganz oben auf seiner wunschliste steht derzeit der beruf des wissenschaftsjournalisten. aber da werde ich ihm wohl abraten müssen …

der deutsche beamtenbund hat die meinungsausfrager von forsa mit einer studie nach dem image verschiedener berufe beauftragt. die ergebnisse liegen nun vor und werfen fürwahr kein gutes bild auf unsere journalisten: nur bei 45 prozent der befragten genießt diese profession ein „hohes ansehen“. das bringt unserer schreibenden zunft gerade mal einen platz im hinteren mittelfeld ein. deutlich hinter briefträger (54%) und müllmann (64%). aber immerhin vor bankangestellten (41%) und den armen versicherungsvertretern (12%).

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wir sind BILD

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bild

der chefredakteur der „bild“-zeitung kai dieckmann plant 1.000 videokameras an leser zu verschenken, damit diese als „bild“- ip-tv-reporter teppichlager nach stars und hinterausgänge nach abgesetzten parteiführern ausforschen können. der – übrigens unbedingt empfehlenswerte – branchendienst turi2.de berichtet: „Auf moderierte Sendungen wie das schnell abgesetzte, weil teure und wenig genutzte ‚Bild live‘ will Diekmann künftig verzichten: ‚Wir wollen kein Fernsehen‘, denn: Die erfolgreichsten Videos auf bild.de seien ‚user generated‘ oder von ‚Bild‘-Reportern gemacht.“

damit setzt sich dann wohl der trend fort: professionelle medieninhalte werden immer häufiger durch amateur-content ersetzt. die distributionskosten im internet sind gering und werden über werbung finanziert. die zukunft der medienhäuser liegt in abspielstationen für hobby-schmalfilmer. schon wieder ein argument für die rundfunkgebühren

Impulse für das Bloggen

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Da sitz ich nun und hab in 15 Minuten drei Mal das Thema gewechselt – zum Glück nur gedanklich und nicht schon in Textform. Was wollte ich eigentlich bloggen? Ach ja, die schöne Geschichte aus der Süddeutschen Zeitung, von wegen, dass der Spiegel und Atlantic Monthly sich in der aktuellen Ausgabe sehr ähnlich sind…ein kurzer Streifzug hat mich dann aber wieder davon abgebracht, denn dazu ist schon alles gesagt, hauptsächlich bei den üblichen Verdächtigen und ihren Kommentierern. Meine Meinung zu der Geschichte gibt am besten das CIO Weblog wieder:

Die Geschichte selbst ist typisch „Spiegel“: Ein paar Thesen in den Raum gestellt und dann dazu zusammengewürfelte Zitate als Beleg angeführt.

Also ein Blick ins Archiv, was wollte ich denn immer schon mal bloggen, und schwupps bin ich, alter Anhänger der Süddeutschen, schon wieder bei der selbigen:

Dort ist heute ein interessanter Beitrag erschienen, in dem vom „prominentesten Blogger der Schweiz“ (SZ) berichtet wird: der Schweizer Minister Moritz Leuenberger pflegt laut SZ ein wirklich lesenswertes Weblog, das es angeblich auf bis 2.800 Besucher pro Tag bringt: https://moritzleuenberger.blueblog.ch. Für Österreich und Deutschland findet die SZ hingegen keine vergleichbar guten Politiker-Blogs. Vielleicht äußern sich die Schweizer Kollegen mal zu dem Blog ihres Ministers. Also bis auf diesen Hinweis wieder ein Thema weniger für mich…

Aber jetzt, was Aktuelles, zugegebenermaßen nicht ganz aktuell, denn die SZ hatte schon am 22. Juli über die china- undolympiakritischen YouTube Videos der französischen Regisseurin Ariane Mnouchkine berichtet, erstaunlicherweise allerdings ohne Links in der Printausgabe. Online ist der Beitrag abrufbar und die YouTube Videos sind sogar sauber eingebettet.

So, das waren die drei Themen, die ich mir eigentlich ausführlicher vornehmen wollte. Dabei ist mir nun ein Viertes eingefallen, das jetzt aber warten muss: nämlich die Schwierigkeit, die ich als Leser nicht nur bei der SZ beobachte, online und print zu verknüpfen; sowie die Frage, ob es sinnig ist oder nicht, vereinzelte Beiträge mit Links abwechselnd ins Feuillton und auf der Medienseite unterzubringen, wobei die deutlich interessanten eigentlich eher im Kurznachrichtenstil im Feuillton stehen…

öffentlich-rechtliches system im kreuzfeuer

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ard

ein ausschnitt aus einer aktuellen blogussion zum thema öffentlich-rechtliche medien und das internet auf www.czyslansky.net:

ossi urchs: „wer ein öffentlich-rechtliches Angebot für eine sinnvolle Ergänzung der privatwirtschaftlichen Medien hält, der muss den Öffentlich-Rechtlichen auch Zugangsmöglichkeiten zu modernen Distributionsnetzen wie dem Internet gewähren.“

tim cole: „wenn ich den ganzen Tag vor dem PC gesessen bin brauche ich abends keine Mattscheibe mehr sondern ein gutes Buch (…) (deshalb) sind mir €17,03 im Monat für “Zwangs-Pay-TV” genau 17,03 zu viel. Dass ich damit aber auch noch eine gebührenfinanzierte Konkurrenz zu den Verlagsangeboten im Internet mitbezahle, empfinde ich als Unverschämtheit.

stephan fink: „Öffentlich-rechtliche online heißt für mich unkontrollierte Überschreitung des Programmauftrags, Verstoß gegen EU-Vorgaben und Verzerrung des Wettbewerbs zu Ungunsten privater Medienanbieter.“

markus pflugbeil: „Jetzt führen im Internet die ö-r vor den privaten, auch das muss im Wettbewerb, so wie er im dualen System vorgesehen war, erlaubt sein.“

christoph witte: „Ich bin der Meinung, dass wir zwar eine Debatte über die TV-Gebühren brauchen (abschaffen!!), aber keine über die Internet-Inhalte der öffentlich rechtlichen. Da sich die Zuschauer immer öfter und länger im Internet aufhalten, müssen die öffentlich rechtlichen dort ebenfalls auftreten dürfen, und zwar in einem Ausmaß, dass sie für richtig halten.“

wer mehr wissen will, der gucke mal rein.

Das Kursbuch ist tot – Print stirbt doch

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Hans-Magnus Enzensberger schreibt in der FAZ.NET einen Nachruf auf das Kursbuch. Nein, nicht auf „sein“ Kursbuch, jene von mir einst gelesene und von ihm einster gegründete Zeitschrift. Das wirkliche, wahre und echte Kursbuch der Deutschen Bahn wird eingestellt. Ein letztes Mal erscheint der dicke Wälzer, der auf dünnem Papier auflistet, wann, wo, welche Züge eigentlich abfahren sollen. Ein Werk, das in alter Zeit ebenso unverzichtbar war, wie das gelbe Telefonbuch.

kursbuch

In der elektronischen F.A.Z. erzählt der große Erzähler von seinem Vater, einem leidenschaftlichen Zeigefingerreisenden und seinem „Amtlichen Kursbuch für das Reich, Teil 4, Fremde Länder, Jahrgänge 1928-1939“, einem frühen Helge Schneider, der uns von ein paar Jahren den Expeditionsroman „Globus Dei“ auf gleicher Wissensbasis geschenkt hat.

Mein alter Freund Walter war in den 70iger Jahren weithin (jedenfalls im Fränkischen) dafür bekannt, dass er zahllose selten und nur von unbekannten Reisenden genutzte Provinzverbindungen inklusive Anschlussdaten zu den roten Bahnbussen auswendig aus dem Kursbuch rezitieren konnte. Erzählte er uns zu nächtlicher Kneipenzeit aus dem Kursbuch, so erschloss sich auch mir die Poesie dieses Werks. Ich erinnere mich auch an einen Vortrag von Gedichten Wolf Wondratscheks, in dem eines der Werke bloß aus einer Zusammenstellung solcher Kursverbindungen bestand.

Ich werde es vermissen, das Kursbuch der Deutschen Bahn, auch wenn ich es schon lange nicht mehr zur Hand genommen habe. So wie ich bald schon das konservative Rascheln der F.A.Z. vermissen werden, auch wenn ich sie seit langem schon nur in den Ausschnitten eines Clippingsdienstes lese.

qualitätsjournalismus braucht qualitätsbonus

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ich sitze gerade im news aktuell media coffee. eine podiumsdiskussion zum thema „im sog des internets. was bleibt übrig von print, tv und radio?“

thomas knüwer vom handelsblatt fordert eine grundlegende veränderung im onlinemarketing. qualitätsjournalismus braucht eigentlich einnahmen aus paid content. wenn das aber nicht geht – und er weiss,dass es nicht gehen wird – müssen qualitativ hervorragende journalistische inhalte besser von onlinewerbung bezahlt werden, als schlechte inhalte. er beklagt das ewige schielen auf clickraten. onlinewerber müssen den wert des users hochwertiger inhalte künftig teuerer bezahlen.
das waere einmal eine spannende diskussion: profitieren klassische medien überproportional von neuen targeting-technologien im online marketing?