Zwei Tage auf der Security Messe in Essen

Galleria wird zur Ausstellungsfläche Beim Flanieren durch die Messehallen der Essener Messe musste ich (erneut) feststellen, welch breites Spektrum das Thema Sicherheit umfasst. Zugangskontrollen, Zäune, Lesegeräte, Überwachungs- und Wärmebildkameras, Feuerlöschsysteme, Schranken, Location-Systeme für Mensch und Objekt, Personenzählmaschinen, Leit- und Kontrollsysteme, Metalldetektoren, Wachdienstleistungen, Berufskleidung und Ausrüstung für Sicherheitsdienste, gepanzerte Fahrzeuge usw. Insgesamt mehr als 1.100 Aussteller aus 38 Ländern sind auf der zweijährlich stattfindenden Messe wieder zusammen gekommen. Für Google Streetview Paranoiker ist die Messe naturgemäß nichts, denn

Wärmebildkamera (Sakko offen ;-) … wenn es um Überwachung geht, sind Kameras und Aufzeichnungsgeräte nicht weit. Ich möchte gar nicht wissen, wieviele Kameras mich auf dem Messegelände erfasst haben – auf Nachfrage versicherte das Standpersonal immer freundlich, dass nur auf Bildschirme übertragen, aber nicht aufgezeichnet würde… Das eigene Temperaturgefühl konnte man an Wärmebildkameras überprüfen – die Kameras scheinen zu funktionieren, ich spürte auch die Wärme da, wo die Kamera sie erfasste; das Neue daran, Wärmebild- und Überwachungskameras sind nun integiert, so dass Personen auch bei Dunkelheit oder im Gebüsch lokalisiert werden können.

Dank des ONVIF Standards der sich durchsetzt, sind die Kameras unterschiedlicher Hersteller miteinander kompatibel, was die Auswahl für die Kunden erleichtert (im Übrigen setzt die Branche nicht auf das mpeg, sondern auf das H.264 Format, das noch Mal 50% weniger Speicherplatz benötigt). Während HD-Video und 16:9 Format auch bei Überwachungskameras im Kommen sind, stellte sich das plakativ angepriesene 3D auf Nachfrage als Marketing-Gag heraus.Nur die Plakate sind 3D, nicht die Sicherheit.

Jahresumsatz der Sicherheitsbranche
über 10 Milliarden Euro

Auch wenn man vor lauter Kameras einen anderen Eindruck bekommen konnte, steht das Segment Video bei den Investitionen in elektronische Sicherheitssysteme mit einem Marktvolumen von 363 Millionen Euro erst an dritter Stelle in Deutschland (Quelle: Messe Essen nach ZVEI). Mit Investitionen von 1,1 Milliarden Euro führen Brandmeldeanlagen, gefolgt von Überfall- und Einbruchmeldeanlagen mit 630 Millionen Euro. Der Markt aller auf der Security vertretenen Segmente generierte laut Angaben der Essener Messe im Jahr 2009 einen Gesamtumsatz von 10,3 Milliarden Euro in Deutschland, wovon alleine 4,4 Milliarden auf den Bereich Bewachung und Dienstleistungszentralen fallen.

365 Einschüsse! Noch nicht in der Statistik tauchen die martialisch auftretenden US-Unternehmen auf. Sie präsentierten transportable Sicherheitsschleusen, Minensuchgeräte, Radageräte für Großgrundstücke usw. Auffällig auch, dass gepanzerte Autos unter anderem von Tschechen angeboten werden, das abgebildete Auto wurde übrigens laut Bild NRW über 360 mal mit Munition unterschiedlichen Kalibers beschossen, ohne dass Koreanische Polizeiausrüstungauch nur ein Splitter ins Innere gelangte. Krawallausrüstung (Fachausdruck mir unbekannt) für die Polizei kommt unter anderem von Koreanern und Chinesen (!). Überhaupt die Asiaten: wenn man von der Messe ausgeht, müssten die meisten von ihnen derzeit damit beschäftigt sein, Überwachunskameras zusammen zu basteln – unübersehbar die Zahl und Vielfalt der angebotenen Kameras; neben den Großen wie Pentax und Tamron Herrscharen kleinerer und Kleinstanbieter auf Systemständen.

Kernthemen: IP, Standardisierung und Integration

Für die Steuerung der Kameras und die Auswertung der Bilder zeichnet sich aber ein Trend ab, den auch Gert van Iperen, Vorsitzender des Bereichsvorstands von Bosch Sicherheitssysteme, auf seiner Pressekonferenz bestätigt hat: Leit- und Kontrollsoftware wird mehr und mehr auf IP standardisiert, Benutzeroberflächen werden der bekannten Mischung aus Web 2.0 und Apple angepasst und die Systeme werden aufgrund der Standardisierung zunehmend integrierbar.

Doch auch die Ästhetik kommt nicht zu kurz: manche Installationen, die man seit Jahr(zehn)ten in der gleichen Optik kennt, erfahren einen designerischen Relaunch und präsentieren sich auf ein Mal in neuem, ungewohnten Gewand.

Sicherheit wird schön

Design Feuerlöscher (gesetzl. nicht zugelassen!) So sind nun die Wandhydranten (sprich die in die Wand eingebauten Schlauchrollen) nicht mehr nur in dem bekannten rot erhältlich, sondern in jedem beliebigen Design (wie es vibrio Kunde cws-boco mit Handtuchspendern vorgemacht hat). Gleiches gilt auch für Feuerlöscher. Der Unterschied nur: für Wandhydranten reicht das bekannte Schlauchsymbol als Kennzeichnung, während Feuerlöscher in Deutschland rot sein müssen; die schicke Spritze taugt also nur als Zweitlöscher. Aber auch vor Überwachungskameras und Türgriffen machen die Designer nicht halt; während viele der asiatischen No-Name-Kameras aussehen, als kämen sie direkt aus dem Raumschiff, legt etwa Bosch Wert auf ästhetisches und freundliches Design.

vibrio Kunde SimonsVoss erhielt für seinen Türbeschlag SmartHandle 3062 nicht nur den reddot award product design 2010, sondern auch von der Messe Essen soeben den SECURITY INNOVATION AWARD in Bronze. Wobei SimonsVoss übrigens für einen Trend steht, der an das Verschwinden der Schallplatte und der Briefmarke anknüpft, nämlich das Verschwinden des Schlüssels – Türöffnung mittels Pincode, RFID oder Biometrie gehört ganz eindeutig die Zukunft, wie die Messe zeigt.

Spezialisten für Sicherungskonzepte, wie SitexOrbis, bauen Schließlösungen auf Basis neuer Technologien auch in Sicherheitssysteme ein, die etwa Klassenzimmer vor Amokläufern schützen sollen. Unter dem Motto “Sicherheit in Schulen” werden Klassenzimmertüren so ausgestattet, dass sie nur von innen zu öffnen sind und spezielle Melde- und Alarmierungssysteme sollen dafür sorgen, dass im Ernstfall möglichst alle geschützt werden können.

Zum Ernstfall gehört natürlich auch Feuer, weshalb auch zum Thema Brandschutz zahlreiche Aussteller präsent waren. Mein Lieblingsfeuerwehrauto diesmal: der kleine Allrad. Mein Lieblingsauto

Mit Sicherheit in zwei Jahren wieder!

Insgesamt rechnen die Veranstalter in diesem Jahr mit rund 40.000 Besuchern. Eine Zahl, die sich nach gefühltem Andrang in den Messehallen bestätigen dürfte. Alle Aussteller, die ich gefragt habe, zeigten sich bis Mittwoch Abend sehr zufrieden mit dem Messeverlauf – besonders hervorgehoben wurde, dass nicht nur Besucher aus Deutschland, sondern auch aus dem Ausland den Weg nach Essen finden.

[Update] Heute, am 11.10., meldet die Messe Essen eine Besucherzahl von 42.000 aus 113 Ländern.

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