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Gautsch – tut das weh? Wenn Drucker gepresst werden …

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Gautsch!

„Pakkt an! Lasst seinen Corpus posteriorum fallen auf diesen nassen Schwamm
bis triefen beide Ballen.
Der durstgen Seele gebt ein Sturtzbad oben-drauff.
Das ist dem Sohne Gutenbergs die beste Tauff“
(ein alter Gautschspruch, überliefert nach der Wikipedia ganz ebenda)

Dass auch heute noch gegautscht wird – und zwar bei Wind und Wetter -, davon durfte ich mich eben bei der diesjährigen Gautschfeier unseres Kunden Schreiner Group überzeugen. Zehn Lehrlinge – nein, was sag ich: zehn „Kornuten“ natürlich – wurden gegautscht, also mehrmals kräftig vom „Gautschmeister“ und seinen „Schwammhaltern“ und „Packern“ in einen großen mit Wasser gefüllten Holzbottich getaucht. Die Tradition der „Druckertaufe“ geht auf mittelalterliche Bräuche zu Gutenbergs Zeiten zurück. Die Lehrlinge werden mit viel Wasser nicht nur von der Druckerschwärze, sondern eben auch von „Unfug, Fehlerhaftigkeit und Murkserei“ gereinigt.

Der Begriff „Gautschen“ stammt aus der Papierherstellung. Dort wird mit einem Gautschschwamm aus frisch geschöpftem Papier die Restfeuchte herausgepresst. Und so werden eben beim Gautschen aus Kornuten anständige Drucker erpresst.

Die zehn Schreinerschen Täuflinge hatten Glück: Die Temperaturen waren im Laufe des Tages ein wenig gestiegen, so dass ein heftiges Aufprallen auf eine Eisdecke im Fass nicht mehr zu befürchten stand. Immerhin …

Ein hübscher Brauch, der zumindest ein wenig der schönen Magie der alten Druckerkunst in unsere hochtechnisierte Zeit hinüberrettet.