Kleine Fingerübung zum Jahresende: Über Zeigedaumen, Wischfinger und persönliche mobile Nebenstellenanlagen

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(Bild: USB-Stick in Fingerform; gesehen bei XATRO)

62 Millionen Deutsche haben mindestens EIN Handy. Sagt der BITKOM. Soweit so gut. Aber fast jeder Zweite von ihnen verfügt über mindestens zwei Handys und immerhin 7 Millionen arbeiten derzeit mit drei oder mehr Handys. Was zum Teufel macht man mit einer persönlichen mobilen Nebenstellenanlage? Die gleichzeitige Nutzung von Firmenhandy und Privathandy kann das nicht erklären. Oder gibt es jetzt auch schon Firmentelefone für Micro-Jobs im Putz-, Wach- und Regalauffülldienst? Das passende Handy zum Kleidchen? Aus Datenschutzgründen getrennte Handys für parallele außereheliche Matchmakings?

Telefonsitten werden mir wohl auf ewig ein Rätsel bleiben. Etwa die Tele-Autisten, die am liebsten in Flughafenwartehallen mit ihren Headsets wild gestikulierend vor sich hinbrabbeln, so dass man Dinge vernehmen kann wie „Wann können Sie denn die Schrauben liefern?„. Oder die Girlies in der S-Bahn, die sich fast die Daumen wund schrubben beim Simsen. Da erinnere ich mich doch an die nette Studie, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, die Auswirkungen der Simserei auf die menschlichen Verhaltensweisen zu erforschen. Tatsächlich, so fanden Forscher vor einiger Zeit heraus, drücken Menschen meiner Generation Klingelknöpfe vorzugsweise mit dem Zeigefinger (deshalb heißt der ja auch ZEIGEfinger, weil er sich immer so wichtig macht), während Jungs und Mädels vorzugsweise mit dem Daumen auf die Klingel drücken. Ihnen hat sich der Daumen längst zum ZEIGEdaumen entwickelt, der – SMS-trainiert – sich anheischig macht, seinem Nachbarn den Rang als dominanter Führungs-Finger streitig zu machen.

Vielleicht wird der Zeigefinger schon in wenigen Jahren bei telefonierenden und simsenden Manschen elendig verkümmert sein. Oder aber er erlebt eine Renaissance durch iPad und Ei Sam Sung. Dort wischen ja neuerdings die Zeigefinger über die Tatschbretter, dass es eine Freude ist. Selbst in Tagesthemen und Heute-Journal kann man offenbar keine Wetterkarte mehr ohne ausholende Wischbewegungen über virtuelle Displays aus dem Speicher holen, weshalb sich Tiefs mit Namen wie Kevin oder Mia heute optisch wie Zangenbewegungen aus dem Russlandfeldzug ankündigen.

Selig sind die Zehnfingerigen, den ihnen gehört die Tastatur. Wer noch gelernt hat, dass „Q“ und „Ü“ den kleinen Fingern gehören und sonst niemandem, der wacht über die democratia digiti, die Demokratie der Finger.

Wussten Sie eigentlich, dass Menschen, die einen besonders kleinen Zeigefinger in Relation zum Ringfinger haben, angeblich dem Alkohol verstärkt zusagen? Und dass das dann mit dem höheren Testosteroneinfluss während der Schwangerschaft zu tun hat? Wie das nun wieder mit den Tatschbrettern und der Simserei zusammenhängt, damit werde ich mich im nächsten Jahr mal eingehender beschäftigen. Das nehme ich mir vor. Schließlich nehmen sich zum Jahresende alle immer irgendetwas vor.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein erkenntisreiches Jahr 2012!

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