Britischer Werberat schützt Ruf der Deutschen

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Verordnete Völkerverständigung: Der britische Werberat hat den Spot einer britischen Jobbörse verboten, in dem ein ungehaltener deutscher Chef seine freundlichen britischen Untergebenen tyrannisiert. Laut Kontakter begründet der Rat die Entscheidung damit, dass die Werbung „ein negatives und überholtes kulturelles Stereotyp der Deutschen als übermächtig und tyrannisch“ verstärke. Negativ? Keine Frage. Aber „überholt“? Das hat den Beiklang der berühmten Worte „Don’t mention the war“, die in der Serie „Fawlty Towers“ von John Cleese  am laufenden Band fallen und doch nichts nutzen.

Wer sich den Radiospot anhören will, findet ihn u.a. auf Welt.de. Die englischen Passagen sind gut zu verstehen, bei den deutschen fällt das schon schwerer.

Magda s gut gehen!?

Ein neues Internetmedium namens “Magda” versucht sich als “journalistisches Experiment in einer Welt ohne Geschäftsmodelle”, das meldet die dpa. Ein erster Leseversuch zeigt

  • eine übersichtlich, teilweise spartanische und an manchen Stellen doch schwer navigierbare Website,
  • schöne Namen für Rubriken und Kolumnen,
  • gute Lesbarkeit
  • und schließlich, per Stichprobe ermittelt, ansprechende, lesbare Artikel
  • sowie schöne Fotostrecken.

Dem Impressum nach zu schließen besteht das Geschäftsmodell – denn von irgendetwas müssen die Autoren schließlich leben – darin, dass die Autoren sonst in einem Journalistennetzwerk für etablierte (Print-) medien aller Art tätig sind. Medium 1.0 finanziert indirekt Medium 2.0 – wie lange das gut geht ist die Frage: Entweder die alten Medien sterben aus, dann stirbt damit auch der Content bei jungen oder die alten Medien verbieten ihren Contentlieferanten die Tätigkeit für ein kostenloses Medium, da sie damit die kostenpflichtigen kannibalisieren…

Im übrigen gilt Maria Magdalena als Sie als Patronin der Frauen, reuigen Sünderinnen und Verführten, der Kinder, die schwer gehen lernen, der Schüler und Studenten, der Gefangenen, der Handschuhmacher, Wollweber, Kammmacher, Friseure, Salbenmischer, Bleigießer, Parfüm- und Puderhersteller, Winzer, Weinhändler und Böttcher. (Quelle: Evang.-Luth. Kirchengemeinde Salder, über die Schlosskirche)

Von Verlegern und Journalisten ist leider nicht die Rede – hoffentlich ist das kein schlechtes Omen.

Harald Kuppek: erst BILD, dann die ganze WELT

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Der neue WELTmeister – jedenfalls auf PC-Ebene

Harald Kuppek, Gründungs-Chefredakteur der ComputerBILD übernimmt zum Jahresanfang als Redaktionsdirektor die Chefredaktion der PC Welt. Kuppek, ausgewiesen erfolgreicher Computerblattmacher, soll offensichtlich vor allem auch die Online-Aktivitäten des IDG-Flaggschiffs voran bringen. Ich erinnere mich noch an die Zeiten, als die PC Welt Ende der 80iger ein kleines unbedeutendes Blatt für Sekretärinnen mit Word-Defiziten war. IDG hat den Titel Ende der 90iger Jahre zu einem der marktführenden Computermagazine und zum wichtigsten Wettbewerber für c’t und CHIP gemacht. In letzter Zeit wurde es ein wenig ruhig um die PC Welt. Das wird sich sicherlich schnell ändern: Kuppek gilt als ebenso unbequem wie fordernd. Glück auf!

Reed Elsevier will Zeitschriften verkaufen

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Na ja: Zeitschriften verkaufen will Reed Elsevier natürlich schon lange. Bislang aber hat man sich dabei auf den Kiosk fokussiert. Dieses Mal aber sucht man keine kaufenden Leser, sondern kaufende Verleger.

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Werbe-Profi prophezeit großes Zeitschriftensterben

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Lothar Leonhard, Chairman der deutschen Ogilvy-Gruppe, prophezeit in der heutigen Online-Ausgabe der FR das große Zeitungs- und Zeitschriftensterben. Die seit 2001 verloren gegangenen Anzeigenumsätze würden nicht mehr zurückkehren. Auf Daue hätten nur Zeitschriften mit klarem verlegerischem Auftrag und emotinaler Zielgruppenansprache eine Überlebenschance. Leonhard erwartet international eine Marktbereinigung.

Leonhard: „Das Anzeigenvolumen ist dauerhaft und massiv abgeschmolzen. Und jetzt schmilzt es noch weiter ab. Die Krise wirkt nur wie ein Booster. Wir haben es mit einem Strukturwandel zu tun. Das gilt für Zeitschriften noch viel mehr als für Zeitungen, die stark von den Anzeigen des Einzelhandels leben, der die Zeitungen braucht, um seine Sonderangebote zu offerieren.“

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Twitter jetzt auch auf Deutsch

image Mit diesem typisch deutschen (!?) Symbol, einem Auto auf der Autobahn, empfängt Twitter seit heute deutsche Nutzer auf der Startseite. Warum nur haben die Italiener eine Gondola und Franzosen das Rad mit Baguette bekommen?

Die Zweisprachigkeit scheint insoweit nur ein Problem zu werden, dass natürlich nicht alles lokalisiert wurde und sich die Abkürzung für die Befehle nicht aus dem deutschen ableiten lassen.

Neue Twitteraccounts werden automatisch auf Deutsch angelegt, zur deutschen Oberfläche wechseln “ältere” Twitterer einfach über das Menü Settings – Account – Language.

Ein schöne und umfassende Beschreibung der deutschen Version mit ihren Vor- und  Nachteilen befindet sich zum Beispiel hier.

Grosso Online – Gruner & Jahr Chef Buchholz will bezahlte Online-Medien – FTD vor dem Aus?

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Bernd Buchholz, Vorstandsvorsitzender Gruner & Jahr

In einem Gespräch mit der Rheinischen Post kündigt Gruner & Jahr-Chef Bernd Buchholz den Aufbau eines Online-Grosso-Dienstes der deutschen Verlage an. Ziel ist die Vermarktung von Qualitätsjournalismus über ein gemeinsames Online-Angebot der Verlage. Nutzer sollen für einzelne Artikel zahlen.

Buchholz: „Reine News wird es weiterhin kostenlos  geben. Aber für besonders interessante und einzigartige Angebote werden die Menschen immer häufiger bezahlen. Wir müssen dafür endlich ein funktionierendes System für Micropayment aufbauen, damit die Leser Inhalte ganz einfach in Mini-Beträgen bezahlen können. … Wir brauchen eine Lösung, bei der die Angebote vieler Verlage einfach aufrufbar sind und die Nutzer diese auch einfach zahlen können. Es wäre schlau, wenn sich da Verleger für die erforderlichen technischen Strukturen in einem großen Rahmen austauschten. Ich spreche mit dem einen oder anderen darüber, wie sie das sehen. Da gibt es verlagsübergreifende gemeinsame Interessen, die ausgelotet werden müssen.“

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Berlusconi-Methoden beim ZDF

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Nikolaus Brender wurde heute berlusconisiert

Nikolaus Brender, unter Medienschaffenden bestens beleumundeter Chefredakteur des ZDF wurde der Parteipolitik geopfert. Heute entschied der ZDF-Verwaltungsrat, dass sein Vertrag nicht verlängert wird. Sieben der 14 Verwaltungsräte verweigerten Brender ihre Stimme. Das Ergebnis überrascht nicht, da Hessens Ministerpräsident Koch schon vor Monaten öffentlich ankündigte, dass er einen neuen Chefredakteur wünsche. Nun hat er sich erst mal durchgesetzt. Damit kehrt das ZDF nach 50 Jahren zu seinen Wurzeln zurück: als „Adenauer-Fernsehen“ gegen die unabhängige ARD gegründet begibt man sich wieder unter die Knute der Parteipolitik.

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Das elektronische Daumenkino kommt. Quelle: Otto!

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Vor mehreren Jahren habe ich händeringend nach einem Werbekunden gesucht, mit dem ich eine Daumenkino-Anzeige in einem IT-Magazin realisieren wollte. Leider hat sich nie ein Werbeleiter mit Phantasie – und Budget – gefunden. Jetzt hat mich die Zukunft eingeholt: In Kürze erscheint das erste elektronische Daumenkino in der Zeitschrift Gala.

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Oranje Boven – Sie haben das Handelsblatt geschrumpft

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Zeitungsdesigner Mario Garcia mit dem neuen Handelsblatt im Tabloid-Format (Bild: Handelsblatt)

Seit heute erscheint das Handelsblatt im Tabloid-Format. Das Tabloid ist ein „Halbformat“ und liegt zwischen 235x315mm und 285x400mm. Es ist also deutlich kleiner, als klassische Tageszeitungsformate. In Spanien und Norwegen erscheinen schon seit vielen Jahren fast alle relevanten Zeitungen im Halbformat. Seit mehreren Jahren experimentieren auch zahlreiche Verlage in anderen Ländern mit diesem Format. Der Independent war wohl vor fünf Jahren die erste große international relevante Zeitung, die komplett auf das Kleinformat wechselte. In Deutschland bietet Springer seit einiger Zeit die Welt parallel zur klassischen Ausgabe als Welt kompakt im Tabloid-Format an. Auch die Frankfurter Rundschau ist heute eine „Kleinzeitung“.

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